Heiligkeit ist ein ursprünglicher Zustand; man kann ihn nicht genau definieren, sondern nur staunend erfassen. Wer nicht staunen kann, kann auch nicht anbeten.
Was bedeutet Anbetung?
Ein Verantwortlicher aus einem Priesterseminar hat mich gefragt, was er tun soll. Sie haben bestimmte Tage für die Anbetung, und die Neuen halten am Anfang die Stunde durch. Doch sobald sie bemerken, dass die Alten nach einer gewissen Zeit gehen, stehen sie auf und folgen. Ich fragte: Wissen sie überhaupt, was Anbetung ist? Man kann nicht einfach Menschen zur Anbetung einladen, ohne ihnen zu erklären, worum es geht.
Wenn Sie in Ihrer Gemeinde Anbetung praktizieren, was tun Sie dabei? Was verstehen Sie unter Anbetung? Überprüfen Sie es. Ist Anbetung etwas anderes als Lobpreis, Dankgebet oder Bittgebet, oder ist alles dasselbe? Was ist Anbetung? Man kann nur anbeten, wenn man vor dem unendlich Heiligen staunen kann. Anbetung muss vor jedem Handeln stehen, denn sie macht uns wirklich frei. Die Anbetung ist die Quelle jeder Neuevangelisierung.
In Teams, in denen nicht angebetet wird, gibt es kein geistliches Wachstum.
Papst Benedikt sagt, dass vor jedem Handeln und jeder Veränderung der Welt die Anbetung stehen muss, da nur sie uns wirklich frei macht. Benedikt gibt uns die Kriterien für unser Handeln, besonders in einer Welt, in der die Orientierung immer weniger wird. In einer Welt, in der die Gefahr besteht, dass jeder sich selbst zum Kriterium nimmt, ist es wichtig, die Anbetung zu betonen.
Was also tue ich, wenn ich anbete?
Anbetung ist eine Grundhaltung des Menschen, die nicht von heute auf morgen kommt. Anbetung ist ein Wachstumsprozess. Der Mensch wächst immer tiefer ins Staunen vor Gott und in die wahre Anbetung hinein. Wahre Anbetung bedeutet, Gott zu sagen: Du bist alles – unendliche Liebe, Barmherzigkeit, Allmacht, Weisheit. Ich bin nichts aus mir selbst. Mein Ureigenstes ist meine Sünde, aber alles andere habe ich von dir. Ich bin nichts aus mir selbst. Anbetung ist eine absolute Anerkennung Gottes und gleichzeitig eine Anerkennung meiner Geschöpflichkeit und Abhängigkeit von Gott.
Sie spüren also, dass Anbetung zuerst in mir geschehen muss. Es muss zu einer Grundhaltung werden. Gott, ich habe nichts an dir auszusetzen! Schauen Sie in Ihr Herz, hören Sie in Ihren Abgrund. Bei Naturkatastrophen oder Kriegen – was ging da in Ihrem Herzen vor? Wie haben Sie über Gott gedacht? Prüfen Sie ehrlich! Ein Gott, der Fehler macht, ist kein Gott, sondern ein Götze. Wenn Sie in Situationen nicht Ja zu Gott sagen können, wenn Sie ihn in Frage stellen und vor ihr menschliches Gericht zitieren, dann ist das keine Anbetung. Prüfen Sie, ob Sie manchmal in Ihrem tiefsten Herzen so fühlen. Das ist der Weg zur Anbetung.
Wenn Sie Verständnis für das haben, was in Ihrem Leben unverständlich ist, auch wenn Sie es noch nicht vollständig verstehen, dann erleben Sie Freiheit. Die Anbetung führt zu dieser Freiheit, wie Papst Benedikt betont.
Das Gegenteil ist das Murren, das Hadern mit Gott, das Zweifeln an seiner Liebe. Wenn Sie diese negativen Gedanken zulassen oder pflegen, sind Sie dann glücklich? Haben Sie Frieden und Freude in sich? Das Murren führt zur Unfreiheit, Unzufriedenheit und Freudlosigkeit.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Anbetung nicht nur Lobpreis oder Dankgebet ist. Anbetung ist eine Haltung des totalen Vertrauens, des totalen Ja-Sagens zu Gott. Selbst wenn Sie etwas nicht verstehen, können Sie Gott dafür danken, dass er aus Ihrem Unverständnis etwas Großartiges macht. Dieses vollkommene Ja zu Gott macht uns unheimlich frei, und Gott kann durch uns göttlich handeln, weil wir ihm ganz gehören.
Es ist wichtig, die Anbetung auch im Wort zu praktizieren, zum Beispiel vor dem eucharistischen Herrn. Das ist ein Staunen vor der Demut Gottes, der sich verbirgt, um uns nahe zu sein. Bei der Anbetung müssen wir uns zuerst bewusst werden: Wer bist du, wer bin ich? Aus dieser Wirklichkeit heraus können wir Gott nahen, und er kann durch uns Wunder wirken, Evangelisation kann geschehen.
Denken Sie daran, dass Wunder durch Menschen geschehen können, die Gott ganz gehören. Die Anbetung ist die Voraussetzung für Evangelisation. Beten Sie nicht nur um Dinge, sondern hören Sie auch auf Gottes Antwort. Anbetung bedeutet, Gott immer zu loben, zu danken und um seine Führung zu bitten, selbst wenn Sie nicht alles verstehen. Wenn Sie in dieser Haltung der Anbetung sind, werden Sie die Früchte des Geistes erfahren: Friede, Freude, Liebe, Geduld.
Versuchen Sie dies jeden Tag. Sie werden staunen, wie Ihr geistiges Wachstum fortschreitet, und Sie werden in eine Freiheit gelangen, die Papst Benedikt beschreibt. Ihre Anbetung wird nicht nur Ihr eigenes Leben transformieren, sondern auch zu einer Quelle der Freiheit für andere werden.
Aus einem Vortrag von Exerzitienmeister Pater Buob, Fremdingen.
Seit Februar 2021 bin ich Pfarrer in der Pfarrei Hergiswil am See, Nidwalden (NW).
Stephan Schonhardt, Dorfplatz 15, CH-6052 Hergiswil am See
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