wenn gott "gut" ist, warum gibt es dann leid auf der welt?

Überall auf der Welt gibt es Leid. Menschen bekriegen sich, sie streiten miteinander, es gibt Hass und Gewalt gegenüber den Menschen, gegenüber Tieren und gegenüber der Schöpfung insgesamt.

 

Daneben gibt es Krankheiten, die unheilbar sind und an denen Menschen daran sterben z.B. Krebs oder eine Behinderung. Da berichtet mir neulich eine junge Frau aus der Gemeinde, dass sie nicht an Gott glauben könne, weil ihr Vater an Krebs erkrankt sei und sie für ihn gebetet habe. Doch „Gott habe ihr Gebet nicht erhört“ und der Vater sei gestorben. Derartige Beispiele könnte man beliebig viele aufzählen. Wohin man schaut, überall gibt es Leid und Elend. Darüber hinaus gibt es auch etliche Naturkatastrophen wie Erdbeben, Tsunami, Wirbelstürme usw.

Und da stellt sich doch die Frage, wo Gott eigentlich ist und warum Gott Krankheiten, Naturkatastrophen und sonstige Dinge „zulässt“?!

 

Wenn man sich die Frage stellt, warum Gott das Leid auf der Erde – ob in Form von Naturkatastrophen (physikalisches Übel MALUM PHYSICUM), von Hass (moralisches Übel MALUM MORALE) oder von Krankheiten – „zulässt“, dann müsste man meinen, dass Gott dieses Leid verhindern könnte. Wenn Gott nämlich ein „guter Gott“ wäre, dann müsste er dieses Leid verhindern – oder?!

 

Aber könnte Gott wirklich dieses Leid verhindern?

Diese Frage beschäftigt schon seit vielen Jahrhunderten die Gelehrten. Erst mit den Erkenntnissen der modernen Astrophysik und anderen Disziplinen der Wissenschaft, kann man zu einem Erklärungsmodell kommen, das auf diese Frage eine plausible Antwort geben kann.

Sind wir Marionetten?

Zunächst aber: was wäre, wenn wir von dem Denkmodell ausgehen würden, das besagt, dass jeder Schritt und Tritt, den wir Menschen tun, von Gott vorherbestimmt wäre?

Wenn man davon ausginge, dass alles vorherbestimmt sei, dann wären wir nichts anderes als „Marionetten“ Gottes. So, wie die Marionetten eines Puppenspiels, würde Gott jeden Schritt und Tritt von uns lenken.

Es gibt viele Menschen, die genau so denken und glauben, dass alles vorherbestimmt sei.

Wo aber bliebe dann unsere Freiheit? Wie könnte ich dann entscheiden, ob ich in meinem Leben diesen oder jenen Weg einschlagen will? Ob ich einem Menschen in Not helfe oder nicht helfe? Ich wäre, um bei dem Puppenspiel zu bleiben, tatsächlich nur eine Marionette im Wortsinne. Ich könnte nicht selber entscheiden, was ich tun will oder unterlassen möchte. Ich wäre kein freier Mensch mit einem freien Willen. Ich würde dann auch keine Verantwortung für mein Tun und Unterlassen übernehmen müssen. Dies würde auch ganz entscheidend der Aussage Jesu Christi widersprechen, der nämlich gesagt hat, dass Gott „immer noch am Werk“ sei und dass wir als Mitschöpfer an der Schöpfung einen Auftrag haben, d.h. wir sind beauftragt, aktiv daran mitzuwirken, wie die Welt aussehen soll.

Wenn man so will, ist unser Auftrag zur Mitschöpfung eigentlich der ganze Sinn und Zweck der Schöpfung.

Gott bräuchte uns Menschen eigentlich nicht. Aber er nimmt jeden einzelnen von uns so wichtig. Ja, er kennt sogar die Anzahl der Haare auf unserem Kopf – sagt Jesus. Aber, er möchte uns die Freiheit zur Mitschöpfung geben. So können wir z.B. entscheiden, ob und wieviel Kinder wir haben wollen. Das entscheiden wir – und nicht Gott. Genauso entscheiden wir, ob wir zu unseren Mit-Menschen gut sind oder nicht. Das ist unser Auftrag zur Mit-Schöpfung.

Gott vertraut uns also, er nimmt uns wichtig, weil er uns vorbehaltlos liebt.

 

Die Freiheit ist der größte Ausdruck der Liebe.

Ich weiß nicht, ob du in einer Beziehung lebst oder ob du verliebt bist. Aber stell dir einmal vor, du würdest deiner Partnerin/deinem Partner jeden Schritt vorschreiben. Dein Partner (ich verwende zur Vereinfachung jetzt nur noch das Wort „Partner“) dürfte ohne dein Wissen nirgendwohin gehen. Oder du würdest deinen Partner ständig anrufen und nachfragen, was er gerade macht und wo er sich befindet. Glaube mir, aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass, über kurz oder lang, diese Beziehung zerstört wird. Der Mensch braucht Freiheit.

Je größer dein Vertrauen in deinen Partner ist, desto mehr kannst du ihm Freiheit geben. Du musst nicht zu jeder Minute wissen, wo sich dein Partner gerade befindet und was er gerade tut. Du vertraust ihm und glaubst, dass er schon das Richtige tut. Alles andere wäre Misstrauen und eine Beschneidung der Freiheit.

Deswegen kann man sagen, dass zur Liebe gegenüber einem Menschen ein großes Maß an Freiheit und Vertrauen gehört.

Und genauso ist es mit Gott und seiner Schöpfung. Zu seiner Schöpfung gehören ja auch wir Menschen. Die Wissenschaftler sagen, dass es Hinweise gibt, dass die ganze Schöpfung nur darauf ausgelegt ist, den Menschen hervorzubringen. Diese Gesetzmäßigkeiten in der Biologie und Physik bezeichnet man deswegen auch als sogenanntes „anthropisches Prinzip“. Dies ist griechisch und bedeutet nichts anderes als „menschliches Prinzip. Dieses Prinzip umschreibt also die Tatsache, dass das Universum ganz genau die Eigenschaften aufweist, die notwendig sind, um Wesen – wie den Menschen – hervorbringen zu können, die bewusstseinsfähig sind. Wäre beispielsweise der Grad der Kernkraft, welche den Zusammenhalt eines Atomkerns garantiert, nur um ein Prozent höher, würde die Sache mit den Menschen und Tieren schon nicht mehr funktionieren. Es hätte beispielsweise auch kein Wasser entstehen können.

 

Gott hat also aus Liebe die Schöpfung ins Dasein gerufen. Man kann sagen, mit dem Urknall wurde die gesamte Entwicklung des Universums und der Erde mit ihren Lebewesen in Gang gesetzt. Gott hat lediglich ein paar Parameter mit auf den Weg gegeben, damit das Ganze in einem gewissen Rahmen funktionieren kann. Diese Parameter nennen wir Naturgesetze. Wenn es keine Naturgesetze gäbe, dann wäre die Erde und das Universum heute nicht in der Form vorhanden und den Menschen würde es nicht geben.

 

Denn am Anfang gab es nur Chaos. Wer schon einmal eine Explosion im Fernsehen oder auf YouTube gesehen hat, der weiss, dass aus einer Explosion nur Chaos entstehen kann. Durch die Naturgesetze, die wie Leitplanken wirken, haben sich aber aus diesem Chaos im Laufe der Zeit die Galaxien gebildet.

Gott hat also mit dieser gewaltigen Explosion die Schöpfung in Freiheit entlassen und ihr lediglich jene Parameter mitgegeben, die dazu notwendig sind, um aus dem Chaos eine gewisse Ordnung herzustellen.

 

Elementarteilchen des Körpers bestehen seit dem Urknall.

Am Anfang gab es auch keine Lebewesen. Aber es gab zum Zeitpunkt dieser Explosion schon alle Bausteine, die auch in unserem Körper stecken.

Konkret kann man sich das so vorstellen: beobachte mal deinen Körper, zum Beispiel deine Hand oder deinen Unterarm. Wenn du über deine Haut streichst, dann kannst du dir vorstellen, dass diese biologische Masse schon seit 14,7 Milliarden Jahren existiert. Zwar nicht als Bestandteil deines Unterarms oder deiner Handfläche, aber in Form bestimmter Elementarteilchen. Erst durch deinen ganz individuellen Bauplan, den wir auch als DNA bezeichnen, sind diese Elementarteilchen zu deinem Unterarm/Handfläche geworden. Genauso ist es mit den Haaren, und mit allen anderen Zellen, die deinen Körper ausmachen.

 

 

Die Elementarteilchen, aus denen du gebaut bist, bestehen also seit 14,7 Milliarden Jahren und haben im Laufe dieser Zeit immer unterschiedliche Formen eingenommen. Vielleicht waren Teile davon mal in einem Baum, in einem Dinosaurier, in einem Grashalm, oder sonst einem Tier. Das Tier ist gestorben, der Baum ist eingegangen, verrottet, und wieder zu einer Pflanze geworden. Ein Tier hat diese Pflanze wieder gefressen, ausgeschieden, sie ist erneut verrottet usw. Hier beginnt ein Kreislauf, der bis zu deinen Vorfahren reicht. Auch deine Eltern haben pflanzliche und tierische Eiweisse gegessen und auf diese Art und Weise halten sie ihren Körper am Leben. Auch du bist irgendwann im Leib deiner Mutter entstanden und herangewachsen, weil deine Mutter Nahrung zu sich genommen hat. Das einzige, was einen Menschen – biologisch gesehen – ausmacht, ist die DNA, ein unbeschreiblich kompliziertes Gebilde, wie ein grosses Computerprogramm, das, vereinfacht gesagt, jedem Molekül die Information gibt, was es jetzt in deinem Körper werden soll: Haarzelle, Leberzelle, Hautzelle, Knochenzelle usw.

„Erste“ und „zweite“ Ursache der Schöpfung

Es wird heute zwischen zwei Ursachen für die Schöpfung unterschieden:

 

Die erste Ursache ist Gott,
die zweite Ursache sind die unzähligen Einflüsse, die seit dem Urknall bis heute auf die Moleküle einwirken.

Und so wird deutlich, dass die Bausteine, die deinen Körper ausmachen, schon seit dem Urknall bestehen und in diesen 14,7 Milliarden Jahren allerhand Einflussfaktoren ausgesetzt waren. Auch jetzt noch, wenn du schon seit einigen Jahren geboren bist und auf dieser Erde lebst, sind deine Körperzellen bestimmten Einflussfaktoren ausgeliefert. Denke nur an Nikotin, radioaktive Strahlung (es gibt auch natürliche radioaktive Strahlung), Umweltgifte usw. Jeder Mensch ist unzähligen Einflussfaktoren ausgeliefert.

Und jetzt kann es passieren, dass ein Mensch krank wird. Plötzlich erhält er z.B. die Diagnose: Krebs. Oder ein Mensch ist/wird behindert.

Wieso „heilt“ Gott nicht einfach die Krankheiten?

Weil Gott aber die gesamte Schöpfung in „Freiheit“ entlassen hat, hat er damit seine Macht selber aus freien Stücken „begrenzt“ und hält sich auch an seine – was die Schöpfung betrifft – selbst begrenzte Allmacht. Gott ist und bleibt also grundsätzlich „allmächtig“, jedoch in Bezug auf unser Universum, seine Schöpfung, hat er sich selbst begrenzt – weil sonst unsere Freiheit nicht möglich wäre.

 

Umgekehrt heißt das aber auch, dass Gott an den Folgen der Freiheit „leidet“, etwa, wenn Menschen sich gegenseitig Böses antun, wenn ein Mensch krank geworden ist oder wenn eine Naturkatastrophe geschieht. Denn Gott will eigentlich nicht, dass es uns Menschen schlecht geht. Er ist aber gegenüber dem Elend in gewisser Weise „machtlos“, weil eine „freie Schöpfung“ anders nicht funktionieren kann.

Jesus gibt uns Zuversicht und Hoffnung.

Gott hat uns aber nicht allein gelassen. Er hat uns in seinem Sohn Jesus Christus besucht und uns versichert, dass wir nicht alleine sind. Jesus hat versprochen, dass er immer bei uns ist – bis zum Ende der Welt. Und er hat uns auch gesagt, dass wir uns gegenseitig helfen sollen, wenn jemand krank ist, wenn jemand arm ist usw. (Nächstenliebe!). Damit wird das Leid auf der Welt leichter zu tragen. Wenn jeder Mensch nach der Lehre Christi leben würde, gäbe es ja keine Kriege und keinen Hass, keinen Diebstahl, Betrug usw.

 

Warum wurde der Mensch nicht „unmittelbar“ erschaffen?

Die Frage, warum Gott die Erde und auf ihr den Menschen nicht unmittelbar erschaffen hat und warum dazu ein ca. 15 Milliarden Jahre andauernder Prozess notwendig gewesen ist, lässt sich physikalisch wie folgt beantworten:

Sämtliche Elementarteilchen, die heute eine beliebige Pflanze, Menschen oder einen sonstigen Gegenstand bilden, waren bereits seit Beginn des Universums vorhanden. Somit sind alle Dinge, die wir als real bzw. wirklich bezeichnen, nicht allein direkt von Gott, sondern auch von einer bis zu den Anfängen des Universums zurückreichenden Kette geschöpflicher Ursachen abhängig.

 

Hier noch einmal im Bild: der rote Pfeil soll die Kette geschöpflicher Ursachen seit der Schöpfung durch Urknall symbolisieren.

 

 

Zwar ist die Schöpfung in ihrer Gesamtheit ausschließlich nur von Gott abhängig. Allerdings hängt das einzelne Geschöpf innerhalb des Universums gleichzeitig von unzählbaren Zweitursachen ab.

 

a.     Hätte Gott den Menschen einfach in die Welt hineingestellt („kreiert“), so hätte der Schöpfer eine 15 Milliarden Jahre andauernde Kausalkette ausfüllen müssen. Hätte der Schöpfer den Menschen gerade nicht durch die nötige Kausalkette in die Welt „hineingestellt“, so wäre dieser Mensch kein Mensch in dieser Welt, sondern in einer „Parallelwelt“ als Form einer eigenen Kreation.

 

Krebserkrankung oder Behinderung ist eine Fehlinformation in der Kausalkette (roter Pfeil).

 

Eine Krebserkrankung ist eine Fehlinformation eines Zellkerns, was einer Störung auf der Kausalkette (roter Pfeil) – vom Urknall bis heute – entspricht. Gott kann das Verunglücken dieser Kausalkette (physikalisches Übel) seiner Schöpfung genauso wenig verhindern wie die Pervertierung der bewussten Freiheit des Menschen (moralisches Übel). 

Die geschöpfliche Natur muss als Kommunikations- bzw. Informationssystem verstanden werden. Ein Patient kann aufgrund seiner betenden Kommunikation mit Gott die Fehlinformationen seiner Zellen heilen, was als Begründung für plötzliche und medizinisch nicht nachvollziehbare Heilungen angeführt werden kann.

 

Dies wäre dann ein bewusster Eingriff Gottes in die Naturgesetze. Von alleine wird Gott dies wegen seiner selbst auferlegten Begrenzung nicht tun können. Jedoch wird er den Heiligen Geist denen senden, die ihn darum bitten, soweit es unserem seelischen Heil dient. 

 

Genauso mag es aber als ein Wunder gelten, wenn ein Mensch durch seine Beziehung zu Gott befähigt wird, den eigenen Leidensweg als Zeugnis der Hoffnung zu leben. Wunder setzen niemals die Gesetze der Natur außer Kraft.

 

Gott leidet an pervertierter Freiheit

 

Gott wirkt überall, wo Freiheit entsteht. Liebe ist das Respektieren der Freiheit des Anderen. Gott bindet sich also aus freien Stücken an die von ihm selbst geschaffene und ermöglichte Freiheit und er leidet umgekehrt an den Folgen der pervertierten Freiheit.