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Ausgangspunkt: Der Bund im Alten Testament |
Bestimmt hast Du schon einmal etwas von einem Bund gehört.
Die Beziehung Gottes zu den Menschen war (und ist) ein Bund. Gott selbst sagte: „mit dir schließe ich meinen Bund“ (Gen 6,18; Gen 17,21 und Ex 6,4).
Für die biblischen Schreiber und für die meisten Menschen der Antike war der Unterschied zwischen Bund und Vertrag – um es plastisch auszudrücken – vergleichbar wie der zwischen Adoption und Sklaverei.
Der Bund ist nicht nur einen Vertrag, der den Austausch von Rechten und Pflichten, von Eigentum und Gütern regelt.
Also, wenn Du z.B. den Führerschein machen willst, gehst Du zur Fahrschule und schliesst mit ihr einen Vertrag. Du zahlst Geld, dafür sichert Dir die Fahrschule die ordnungsgemässe Vorbereitung auf die Prüfung zu - inkl. Fahrstunden mit dem PKW. Es werden also Geld Gegenleistungen getauscht.
Aber ein Bund ist mehr: er besteht im Austausch von Personen: „Ihr werdet mein Volk sein, und ich werde euer Gott sein“ (Ez 36,28).
Ein Bund geht über einen Vertrag hinaus. Schließen Menschen einen Bund, dann „verschenken“ sie sich gegenseitig, wie bei der Ehe und Adoption.
Um einen Bundeseid abzulegen, waren nicht zwingend „Worte“ erforderlich. Der Bundeseid konnte wortlos, durch rituelle Zeichen wie durch Tieropfer, die Beschneidung, den Austausch von Geschenken, dem Händedruck oder einem gemeinsamen Mal geschlossen werden. Es sind eine Reihe von Dokumenten über diese gesellschaftlichen Bundesschlüsse erhalten. Sie verdeutlichen, was die biblischen Autoren voraussetzten, als sie über die alten Liturgien schrieben.
Aber gleichgültig, ob ein Bund nun ein Abkommen, eine Ehe oder eine Adoption besiegelte, fast immer gehörten, neben den bereits oben beschriebenen Vertragsbestandteilen, folgende Erweiterungen dazu:
Die Bundespartner entfalten eine
1. Schwurformel als Eid, d.h. eine bedingte Selbstverfluchung, die sich auswirken sollte, wenn der Schwur gebrochen wurde (wenn ich dies oder jenes nicht einhalte, soll ich sterben).
2. Darüber hinaus ein (Tier-)Opfer und ein
3. gemeinsames Mahl mit den anwesenden Zeugen, in dessen Zusammenhang das geopferte Tier verzehrt wurde.
Diese letzte Handlung – der Verzehr des Tieres – stellte gerade den Sinn und Zweck des Opfers dar. Auch der Sinaibund fand in einem Mahl seinen Abschluss: „Sie durften Gott sehen, und sie aßen und tranken“ (Exodus 24,11).
Diese Zeichen standen in so enger Beziehung zum Bund, dass mit ihrer Umsetzung ein Bund als geschlossen galt. Zum Beispiel wird vom „Bund der Beschneidung“ (Apg 7,8) oder einfach nur von „der Beschneidung“ gesprochen (Kol 2,11). Dieser „Schnitt“ ist der Bundesschluss. Jesus selbst setzt das Zeichen für den Bund, den es besiegelt, mit diesem gleich: „dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut“ (Lk 2,20). Der Kelch steht hier für den Bund.
Der Bund im neuen Testament = Sakrament
Es gibt einen Briefwechsel aus dem Jahr 112 n. Chr. zwischen einem römischen Präfekten namens Plinius und dem Kaiser Trajan, in dem der römische Präfekt den Kaiser um Rat bittet. Er hat ein Problem mit einer Gruppe, die sich Christen nennt. Diese treffen sich immer am Sonntag zu einem Gottesdienst und tun etwas ganz merkwürdiges: sie versichern durch Eid, dass sie keinen Diebstahl, Raubüberfall oder Ehebruch begehen, dass sie gegebene Versprechen nicht brechen wollen und angemahnte Schulden nicht leugnen. Sie bringen einem Gott namens Jesus Christus einen Wechselgesang dar, sie beten zu ihm, und sie nehmen eine Speise zu sich.
Entscheidend ist der Hinweis, in dem Brief, dass sich die Christen durch einen Eid verpflichten. Das Wort Eid wird in dem Brief mit Sacramentum übersetzt.
„Sakrament“ ist lateinisch und bedeutet soviel wie: „Heilige Handlung“ und „(Fahnen-)Eid schwören“.
In der Geschichtsforschung gibt es die Übereinstimmung, dass man einen Eid auch in der Form schwören kann, dass man bestimmte Rituale vollzieht. Es muss also nicht aus ausdrücklich erwähnt werden, dass „ich jetzt einen Eid schwöre“, sondern man kann einen Eid auch dadurch schwören, indem man bestimmte rituelle Handlungen vollzieht. Diese rituellen Handlungen werden durch die Teilnahme am Gottesdienst vollzogen, unter anderem auch bekräftigt mit dem Wort „Amen“ – was soviel bedeutet wie: „Ja, so sei es.“
In der Zeit der Christenverfolgung verlangten die Römer von den Christen, dass sie durch Opfer und Eide vom Christentum abgeschworen. Es war klar, dass man einen Bund – ein Sacramentum – nur dadurch aufheben und ungültig machen konnte, indem man einen anderen Bund schwört. Wer dies nicht getan hat, der wurde verfolgt und getötet.
Wenn Du also am Tag der Firmung das „Sakrament der Firmung“ empfängst, dann handelt es sich nicht um eine „Spaßveranstaltung“, sondern um die öffentliche Form einer rituellen Handlung, in der Du schwörst, dass Du zu Jesus Christus gehören willst, und auch als Christ (mit allen Geboten und Verboten) leben möchtest.
Durch die rituellen Handlungen und durch Deine wiederkehrende Bekräftigung mit dem Wort „Amen“ wird diese öffentliche Bekundung zu einem Eid.
Du schwörst also, dass Du Jesus angehören möchtest.
Umgekehrt „schwört“ Dir Christus, durch den von der Kirche beauftragten Liturgen, (die Kirche hat Jesus speziell für diese Zwecke zur Heiligung des Gottesvolkes eingesetzt hat), dass er sich an Dich bindet.
Dieser Eid ist die Sicherheit, die ein Mensch durch den Dienst der Kirche erhält, dass nämlich Gott tatsächlich das vollzieht, was in diesem entsprechenden Sakrament passiert.
Bei der Firmung nämlich, dass die Taufe an Dir vollendet wird, und dass Du mit dem Heiligen Geist getauft wirst.
Sünde = eigene Abtrennung von Gott
So wie vor Gericht, kann man einen Eid schwören, aber auch einen Eid brechen. Wenn Du in der Firmung schwörst, dass Du jetzt vom Bösen absagen willst, dass Du jetzt als Christ leben möchtest, dass Du an den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist glaubst, und dies dann in Deinem weiteren Leben nicht mehr vollziehst, dann begehst Du einen „Meineid“. Das bedeutet, Du brichst den Eid. Das nennt man dann „Sünde“ (Sünde = altdeutsch: sundern = absondern von Gott).
Das bedeutet aber nicht, dass Gott Dir gegenüber sein Versprechen bricht, dass er Dich als Kind Gottes adoptiert hat.
Diese Diskrepanz, dass wir zwar in den Sakramenten versprechen, zu leben, wie Gott es will, dies dann anschließend in unserem Leben vielleicht nicht schaffen, ist Sünde.
Gegen diesen „Missstand“ gibt es ein weiteres Sakrament, nämlich das Sakrament der Versöhnung. Wir bekennen vor einem Priester (der in Stellvertretung Jesu tätig ist), wo wir unser Versprechen gegenüber Gott nicht einhalten konnten und erhalten mit der Lossprechung erneut die Zusage, dass Gott uns liebt und dass die Schuld, die wir bekannt haben, vergeben wird.
Auch in der Feier der Eucharistie passiert das gleiche. Wenn wir den Gottesdienst besuchen, und Jesus Christus empfangen, dann wird von Seiten Jesus genau das per Eid zugesichert, dass Jesus in uns bleibt und mit uns verbunden bleibt.
Er hat ja gesagt: wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm (Joh 6,56). Also ist diese Aussage Jesu Christi eine Aussage, welche die Weltgeschichte immer wieder neu verändert.
Jesus bindet sich an uns durch die Sakramente.
Aus diesem Grund ist der Dienst der Kirche so enorm wichtig, die Sakramente zu spenden.
In der Firmung kommt dies auch zum Ausdruck, nämlich in der Formel:
N., sei besiegelt
durch die Gabe Gottes,
den Heiligen Geist.
Die Firmung ist also ein Sakrament, eine heilige Handlung, in der Dir der Firmspender im Auftrag des Bischofs, dieser wiederum im Auftrag des Papstes, und der Papst als Nachfolger Petrus‘ wiederum im Auftrag Jesu Christi Dir die Zusage gibt, dass Du jetzt mit der Gabe des Heiligen Geistes besiegelt bist. (Mt. 16,18-19: Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen… Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein.)
Es ist ein unauslöschliches Siegel, das Deinen Charakter, Dein Wesen für immer prägt. Dieses Siegel lässt sich nie mehr auslöschen, selbst wenn Du aus der Kirche austrittst oder zu einer anderen Religion konvertieren würdest. Du bleibst für immer und ewig Christ.
Aber bedenke: ob Du etwas daraus machst, wie Du Deine Talente für den Dienst in der Kirche und an den Mitmenschen einsetzt, liegt in Deiner Verantwortung.
Seit Februar 2021 bin ich Pfarrer in der Pfarrei Hergiswil am See, Nidwalden (NW).
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Sekretariat: +41 (0) 41 632 42 22
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