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„Die Moderne hat Gott nicht abgeschafft, sondern einfach das Ich zum Gott erhoben“


Der deutsche Theologe und Philosoph Johannes Hartl sprach beim MEHR-Glaubensfestival 2024 in Augsburg über den Wirklichkeitsverlust der Moderne. Hartl betonte, dass in den letzten 250 Jahren die Vorstellung von Realität verändert wurde. Früher sei Realität als etwas Vorgegebenes betrachtet worden, während heute die Idee vorherrsche, dass jeder seine eigene Realität schaffe. Dies könne jedoch überfordernd sein und zur Entfremdung von der Realität führen.

 

Hartl warnte vor einer narzisstischen Selbstbespiegelung, die tendenziell unglücklich mache, und betonte die Bedeutung des Kontakts zu den eigenen Gefühlen. Er argumentierte, dass Gefühle allein kein zuverlässiger Kompass seien und dass man früher oder später mit der Realität konfrontiert werde. Angesichts der wachsenden Digitalisierung und der Verlagerung in virtuelle Welten appellierte Hartl an die Notwendigkeit des Zugangs zum eigenen Körper als Gegengewicht zum Virtuellen.

 

 

Hartl stellte fest, dass die moderne Gesellschaft nicht a-religiös sei, sondern das Selbst zum Gott erhoben habe. Er warnte davor, die Realität zu bekämpfen, wenn sie den eigenen Gefühlen widerspricht. Der Theologe forderte dazu auf, das Herz zu prüfen, die eigene Begrenztheit zu akzeptieren und Gott nicht aus dem Blick zu verlieren. Er betonte, dass dies der Weg zur Ordnung im Leben sei und dass das Kreisen um sich selbst zu Scham und Illusion führe. Abschließend appellierte er an die Teilnehmer des Festivals, die Realität und die Wahrheit anzuerkennen, die zur Freiheit führen.